Ich habe immer mehr um meine Luft kämpfen müssen als ihr.
Fakt ist, das es fast immer schon so war.
Nach dem Kindergarten musste ich mich anstrengen, um atmen zu können.
Ich musste kämpfen um mit mir klar zu kommen.
Ich wollte größer sein, als ich war.
Aber vorallem hatte ich feste Glaubenssätze im Kopf, von denen ich bis heute nicht weiß, woher sie kamen.
Der Missbrauch hat alles verschlimmert und die Flashbacks hatte ich vorher nicht.
Nachdem dieses Monster mich benutzt hatte, wusste ich, das ich nie in Frieden mit mir leben kann.
Vorher hatte ich Hoffnung…
Es war nie leicht, ich dachte ich wäre zu hässlich, zu anders, zu dumm.
Mit 10 Jahren bekam ich meine Periode, viel zu früh!
Mit ihr veränderten sich meine Hormone, mein Sexualtrieb entsprach nicht meinem Alter, meine Brüste auch nicht.
Mein Kopf schon! Ich war Kind.
Ich hatte klassische Rollenbilder im Kopf, eine Frau ist nur schön und liebenswert, wenn sie einen Mann hat, der ihr das sagt.
Ich war aber 10. Mit „Mann“ meine ich Klassenkameraden, Jungs die 10 sind und sich noch nicht für Mädchen interessieren.
Das änderte sich schlagartig mit 11,12 Jahren.
Mit mir in der Schule zu sprechen war peinlich. Ich war ja die komische, die auch immer zu körperbetont herumlief.
Aber ich dachte, mein Körper seie das einzig schöne an mir.
Was naheliegnd ist, wenn man nie beachtet wurde und einen plötlich Jungs im Schwimmbad hübsch fanden. Und die Jungs aus meiner Klasse schrieben mir Abends heimlich das sie mich schon gerne mal auf eine erotische Art kennen lernen würden.
Wie soll man in so einer Welt verstehen, das man mehr als das sein darf?
Mit 12 hatte ich mein „erste mal“ unfreiwillig, mit einem Fremden, 31 jährigen Monster, bei mir Zuhause! Dem einzigen Zuhause, das ich jeh hatte. Denn er hat es mir genommen.
Als alles raus kam war meine Mutter so wütend, das ich trotz psychosomatischem Kotzen in der Schule und in der Ganztagsbetreuung blieb, nur um nicht nach Hause zu müssen.
Ich dachte wirklich, er hätte keinen Sex mit mir gehabt.
Ich habe es ihr geschworen und es dem Polizisten bei der Beratung gesagt. Und ich hielt es für wahr, bis ich dachte ich hätte ein Kind verloren, da ich eine Blasenentzündung bekam und Blut pinkelte.
Erst da viel mir der Schmerz ein, wie ich versuchte ihn von mir zu treten. Wie wir immer abbrechen mussten weil es so sehr weh tat. Wie ich jedes mal hoffte es würde irgendwann bluten und dann aufhören weh zu tun.
Ich weiß noch wie er immer Nachts angerufen hat und ich habe während des Telefonats Hausaufgaben gemacht, um nicht einzuschlafen. Übermüdet saß ich in der Schule. Aber mein Klassenlehrer fand schön, das ich endlich wieder Hausaufgaben machte.
Ich fand ihn weder attraktiv, noch irgendetwas erregend. Ich hatte nur so fest im Kopf, ich müsse das tun!
Er hat mir erzählt seit wie vielen Tagen wir schon „zusammen“ wären. Ich MUSSTE ihn „Schatz“ nennen, sonst war er beleidigt. Er erzählte mir wie sehr er mich liebe. Er verbat mir es jemandem zu erzählen. Und doch wollte er mit mir in den Urlaub fahren…
Ich habe mich ihm gegenüber schuldig gefühlt, da ich ihn nicht liebte. Doch als ich all meinen Mut zusammennahm um ihn anzurufen, weil ich am ganzen Körper gezittert hab und deshalb auch nicht in der Schule war und ich ganz genau wusste das es an ihm lag, erzählte er mir am Telefon nur wie „schön“ der letzte Abend gewesen wäre und ich wusste nicht mehr was ich sagen wollte und auch nicht mehr wie weh er mir tat und das er Sex mit mir hatte.
Es war der Wintergarten, in dem ich so gerne mit unserer Katze gesessen hatte. In dem ich gerne mit Mama saß wenn sie rauchte, in dem so viel schönes passiert ist, mit den Nachbarskindern oder bei Grillpartys. Ich hatte den Wintergarten sehr gemocht, ich hatte dort mal stundenlang bei Schnee auf meine Mama gewartet weil ich meinen Schlüssel vergessen hatte. Doch all diese schönen Erinnerungen verblassten, da ich danach diesen Wintergarten nie wieder betreten konnte, ohne daran zu denken.
Es war mein Hochbett, in meinem ersten eigenen Zimmer. In diesem Bett waren wir bloß einml, weil ich krank war und meine Mama arbeiten und meine Schwester in der Schule war… Aber ich habe nie wieder solche Schmerzen gespürt wie an diesem Tag. Ich spüre sie noch Heute. Wie ein Dolchstich in meine Vagina und seine hässliche Fresse über mir, meine Beine über seinen Schultern. Ich trat ihn von mir runter, nur damit er es zwei Minuten später erneut tat.
Bis Heute habe ich oft das Gefühl, das mein Körper gar nicht mir gehört.
Wir haben einen Bewegungsmelder angebracht, nachdem er in unser Haus eingebroch ist, nachdem alles bekannt war. In der Nacht mussten wir aus unserem eigenen Haus fliehen und bei Freunden schlafen. Meine Schwester sah oft sein Fahrrad noch auf dem Friedhof gegenüber und es war immer das selbe Taxi, das an unserem Wohnort vorbei fuhr…
Ich habe manchmal gehofft, das er bei uns einbricht, damit ich ihn abstechen kann. So bin ich nicht und war ich nie aber er hat mir beigebracht was Hass bedeutet.
Vor Gericht wurde deutlich das er Frau und Kinder hatte, das jüngste ein paar Wochen alt.
Ich kann nicht vergeben, nicht vergessen und nicht verzeihen.
Ich habe lange versucht zu verstehen… es gelang mir nicht.
Seit diesem Tag muss ich nicht mehr nur kämpfen um zu atmen, ich muss auch damit klar kommen immer wieder keine Luft mehr zu kriegen und zu hyperventillieren oder zu erbrechen.
Ich muss damit leben kaum schlafen zu können, andauernd von ihm zu träumen oder wach an ihn zu denken.
Mein Körper ist nicht mehr mein Zuhause, höchstens noch Mittel zum Zweck.
Ein Heimatgefühl habe ich nie wieder empfunden, da halfen nichtmal die Katzen.
Ich kann keine Beziehung führen, weil ich flashbacks bekomme, wenn jemand so „liebevoll“ mit mir umgeht wie er es scheinbar tat. Ich kriege Panikattacken wenn mich jemand „Schatz“ nennt, der männlich ist. Ich kann nicht mehr klar denken und spüre sofort den Schmerz, wenn jemand Haargel trägt das so riecht wie seins.
Er hat mir alles genommen was mir wichtig war.
Ich hatte dmals das Gefühl, das ich damit meine Familie zerbrochen hab.
Viel zu lange habe ich mich schuldig gefühlt, weil ich es zugelassen habe.
Er bekam eine Freiheitsstrafe von 3 Jahren und ein paar Monaten.
Das Gerichtsverfahren ging 5 Jahre und mein Leiden endete bis Heute nicht.
Du hast in mir eine Welt zerbrochen.
Ich musste wieder neu anfangen zu vetrauen, mich auf Menschen einzulassen, ich bin dabei noch unzählige male auf die Fresse geflogen und es war weder der letzte Missbrauch, noch die letzte Vergewaltigung aber nichts konnte mich mehr so sehr verletzen. Heute kann ich mich besser wehren und besser Grenzen setzen.
Es fällt mir schwer zu atmen, es fällt mir schwer zu leben, an manchen Tagen und in vielen Nächten würde ich viel lieber aufgeben.
Aber ich träume immernoch von einer gerechteren Welt, in der Liebe und Aktzeptanz mehr wiegt als verletzende Fragen.
Als ich nach 2 gescheiterten Suizidversuchen wegen Selbstmordgedanken in die Klinik ging, musste ich mir dananch von Mitschülern die mich kaum kannten anhören, das jmd der sich umbringen wolle, dies auch tun würde.
Menschen urteilen gerne schnell über Dinge, zu denen sie keinen Zugang haben und von denen sie sich abgrenzen wollen.
Die meisten Menschen wollen auch nicht die Wahrheit hören, wenn sie sagen „Ehrlichkeit ist mir wichtig“ meinen sie meistens „belüg mich so, das ich es nicht herausfinde“.
Ich will manchmal nicht leben, das ist nicht schön aber wahr.
Ich habe manchmal Alpträume und denke mein Sexleben und mein Körpergefühl seien nicht normal. Aber wer bestimmt das!?
Viel wichtiger ist, fühlst du dich wohl bei dem was du machst und hast du ein gutes Gewissen?
Meiner Familie gegnüber habe ich das nicht. Aber ich weiß das dies auf Gegenseitigkeit beruht und diese Wunden noch Zeit brauchen, bis sie aufhören sich immer wieder aufs neue zu entzünden.